So finden Sie die richtige Outdoor-Jacke

Im Ostfriesennerz auf den Deich, mit der Wanderjacke in die herbstlichen Berge – mit der richtigen Funktionskleidung gibt es kein schlechtes Wetter. Das Angebot an Outdoorjacken ist vielfältig. Da geht der Überblick leicht verloren, und wer beim Kauf nicht aufpasst, hat am Ende Geld ausgegeben für ein für den Einsatzzweck ungeeignetes Teil. Die folgenden Tipps helfen, die zum jeweiligen Vorhaben passende Jacke zu finden.

Hardshell oder Softshell?

Der Friesennerz aus den 1970er Jahren hat ausgedient. Das gelbe Obermaterial – Kautschuk oder PVC – war zwar völlig wasserdicht, ließ aber auch keine Feuchtigkeit nach draußen, sodass der Träger nach kurzer Zeit „im eigenen Saft kochte“. Moderne Outdoorjacken sind zugleich wasserdicht, winddicht und atmungsaktiv. Diese Kombination wird als Hardshell bezeichnet. Was wie eine Idealkombination klingt, wird durch eine gewisse Steifigkeit erkauft, die gegebenenfalls den Tragekomfort etwas mindert.

Wer schweres Wetter meidet, muss nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen: Sogenannte Softshell-Jacken sind nicht wasserdicht, aber immerhin wasserabweisend. Für die meisten Touren dürfte das ausreichen. Hinsichtlich der Winddichte können Softshell-Jacken mit der Hardshell-Variante mithalten, wenn sie über eine zusätzliche Membran als Windstopper verfügen.

Ansonsten hilft eine Jacke aus Fleece oder Kunstfaser. Sie kann je nach Wetter sowohl unter der Softshell- als auch unter der Hardshell-Bekleidung getragen werden. Dort sorgt das Material für Isolation und vermindert den Windchill-Effekt, also die gefühlt tiefere Temperatur durch Auskühlen.

Die technischen Daten

Produktbeschreibungen über die Eigenschaften von Outdoorjacken sind manchmal blumig formuliert, lassen sich aber anhand einiger Zahlen objektivieren:

Zahl der Lagen und Fadenstärke

Zweilagige Hardshell-Jacken sind weniger stabil als die dreilagige Variante, weil sich das lose Innenfutter an der Membran reiben kann. Mit einer beschädigten Membran verliert die Jacke ihre wetterfesten Eigenschaften. Achten Sie bei dreilagigen Jacken auf mindestens 40D Fadenstärke. Einen Kompromiss zwischen Haltbarkeit und Gewicht stellen 2,5-lagige Jacken dar. Sie sind mit einer zusätzlichen Schutzschicht versehen.

Über Wärmeisolation und Atmungsaktivität geben zwei Kennzahlen Auskunft:

Der RET-Wert (Resistance to Evaporating Heat Transfer) sollte für eine sehr gute Durchlässigkeit für Wasserdampf unter sechs liegen. Bis zwanzig gilt eine Jacke als atmungsaktiv. Die MVTR (Moisture Vapor Transmission Rate) gibt an, wieviel Dampf in 24 Stunden durch einen Quadratmeter der Membran dringen kann. Je größer der Wert, desto besser. Ab 10.000 ist die Jacke sehr atmungsaktiv.

Anprobieren unter realen Bedingungen

Denken Sie daran, beim Kauf einer Outdoor-Jacke für die Anprobe die Kleidung zu tragen, mit der Sie die Jacke tatsächlich verwenden werden – auch, wenn Sie die Jacke schon im Sommer kaufen, um von Rabatten zu profitieren. Funktionsunterwäsche ist ein wichtiger Bestandteil der richtigen Ausrüstung, und die bereits erwähnte isolierende Unterjacke kommt gegebenenfalls hinzu.

Aber wie soll die Jacke eigentlich sitzen – eng oder lieber etwas weiter geschnitten? Das kommt auf den Verwendungszweck an. Gehen Sie einem schweißtreibenden Outdoor-Sport nach, ist der Feuchtigkeitstransport nach außen am wichtigsten. Der funktioniert nur, wenn der Wasserdampf zwischen Haut und äußerster Schicht auf möglichst wenig Widerstand trifft. Deshalb muss die Jacke eng anliegen. Steht dagegen die Isolation gegen Kälte im Vordergrund, achten Sie auf Luftschichten zwischen den einzelnen Layern. Luft isoliert am besten, während zusammengepresstes Füllmaterial zur Kältebrücke wird.

Weitere Randbedingungen zur Passform ergeben sich zum Beispiel aus der notwendigen Bewegungsfreiheit, wenn Sie die Jacke beim Klettern benutzen, aus der Eignung bzw. Verstärkung des Materials für die Gurte eines schweren Tourenrucksacks sowie aus der Länge, die bei Kletterjacken so bemessen sein sollte, dass der Klettergurt problemlos darüber getragen werden kann.

Bild: Bigstockphoto.com / Rawpixel.com

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